Zur Zeit ihrer größten Ausdehnung Mitte des 19. Jahrhunderts umfassten die Hamburger Gängeviertel große Teile der Alt- und Neustadt sowie das Gebiet der heutigen Speicherstadt. Kaufleute und Senatoren betrachteten die innerstädtische Unterwelt als Schandfleck für die aufstrebende Handelsmetropole. Mit der endgültigen Aufhebung der Torsperre wurde schließlich 1860 die Entwicklung der bisherigen Vorstadt ermöglicht – St. Pauli, St. Georg, Barmbek, Eimsbüttel, Hamm und Horn erlebten einen wahren Boom, während die Bevölkerungszahl noch einmal sprunghaft anstieg. Der Aufstieg dieser Viertel ermöglichte die Umsiedlung und Vertreibung der Unterschichten aus der Hamburger City.
Der Abriss der Gängeviertel begann auf den Inseln Kehrwieder und Wandrahm, auf denen heute die Speicherstadt steht. 1871 war Hamburg durch die Reichsgründung zum Bundesstaat des Deutschen Reiches geworden und 1881 wurde der Bau einer Speicherstadt als Freihafen vereinbart, um die Stadt in den Deutschen Zollverein aufnehmen zu können. Durch die 1883 begonnenen Bauarbeiten wurden mindestens 20.000 Menschen aus ihren Häusern vertrieben und zwangsumgesiedelt. Der erste Bauabschnitt der Speicherstadt wurde 1888 pünktlich zum Beitritt Hamburgs zur Deutschen Zollunion fertig gestellt. Die gesamten Bauarbeiten zogen sich noch bis 1927 hin.
Zeitgleich begannen die ersten Abrisse in den Gängevierteln der Neustadt, die den Auftakt zur City- Bildung in Hamburg markierten. Zwischen 1890 und 1893 wurde mit der neuen Kaiser-Wilhelm-Straße der Durchbruch zwischen Innenstadt und Holstenwall geschaffen, nachdem bereits zuvor die Gebrüder Wex die Brüder- und die Wexstraße als erste Privatstraßen Hamburgs mitten durch die Gängeviertel gezogen und die angestammten Bewohner vertrieben hatten. Die Cholera-Epidemie von 1892 und der wilde Streik der Hafenarbeiter 1896/97 wirkten schließlich als Katalysatoren, die den Abriss der Gängeviertel entscheidend voranbringen sollten.
Der Sanierungsprozess begann in der südlichen Neustadt – in den hafennahen Gebieten – im Jahr 1901 und zog sich bis 1913 hin. Ursprüngliches Ziel war, dass die vormaligen Bewohner*innen weiterhin in ihrem Viertel bleiben konnten, sich aber die Wohnverhältnisse entscheidend verbessern sollten. Zu diesem Zweck übernahm der Senat die Kosten für Erschließung und Infrastrukturarbeiten im Areal – ein Vorhaben, das die Stadt insgesamt 19 Millionen Mark kosten sollte. Das selbstgesetzte Ziel der Sanierung wurde jedoch nicht erreicht. Zwar verbesserte sich die Wohnsituation am Hafen deutlich, aber auch die Mieten stiegen, sodass sich die unständigen Hafenarbeiter, die zuvor in dem Gebiet gelebt hatten, die Wohnungen nicht mehr leisten konnten. Bei Abschluss der Arbeiten lebten statt vormals 20.000 nur noch 13.000 Menschen im südlichen Gängeviertel, größtenteils niedere Beamte und kaufmännische Angestellte.
Parallel dazu begannen die Planungen in der Altstadt, dessen Gängeviertel von allen den schlechtesten Ruf hatte. Hier spielten sozialpolitische Überlegungen keine Rolle mehr, stattdessen wurde die Verbindung des 1897 feierlich eingeweihten neuen Rathauses mit dem im Bau befindlichen Hauptbahnhof durch eine breite Prachtstraße angestrebt. Zu diesem Zweck wurden sämtliche dem Gängeviertel zugerechneten Häuser ab 1907 konsequent abgerissen. Die Frage der Ausweichwohnungen für die so vertriebenen Bewohner spielte dabei keine Rolle, vielmehr wurde sich über Pflasterung und Breite der neuen Prachtstraße gestritten. In den ersten Jahren der Sanierung verloren 16.000 Menschen in der Altstadt ihre Wohnungen. Unterdessen wurden die Flächen der Spitaler- und der Mönckebergstraße unter der Hand an Honoratioren der Stadt und Grundstücksbesitzer verkauft und der Spekulation in der Altstadt wurde Tür und Tor geöffnet. Für den Bau der neuen, schicken Einkaufsstraßen, die heute das Bild der Hamburger City prägen, verloren Tausende Bewohner des Quartiers ihr Zuhause, während wenige Spekulanten, Beamte und Politiker dadurch reich wurden.
Nach den flächigen Abrissen in der südlichen Neustadt und der Altstadt blieben lediglich die Gängeviertel der nördlichen Neustadt übrig. Lange Zeit gab es weder einen konkreten Plan, was mit dem Areal geschehen sollte, noch waren die notwendigen finanziellen Mittel für eine Komplettsanierung vorhanden. Der Abriss erfolgte hier in mehreren Schritten. Zunächst wurden während des Nationalsozialismus große Teile des „Roten Gängeviertels“ abgerissen und im Namen der „Volksgesundheit“ durch Neubauten ersetzt. Durch Bombardements der Alliierten wurden im Jahr 1943 weitere Teile der Gängeviertel zerstört, sodass nur im Gebiet Valentinskamp die letzten Reste des Quartiers den Krieg überdauerten. Hier fielen in den 1950er- und 1960er-Jahren weitere Straßen und Plätze dem Neubau des Unilever-Hochhauses zum Opfer. Heute finden sich die letzten Reste des Quartiers südlich des Valentinskamps und am Bäckerbreitergang.