das projekt

Das heutige Gängeviertel hat nur noch wenig mit dem Unterschichtenquartier vergangener Tage gemein. Seit der Besetzung 2009 ist das Viertel aus seinem Dornröschenschlaf erwacht und hat sich zu einem lebendigen soziokulturellen Zentrum mitten in der Hamburger City entwickelt. Seine Entstehungsgeschichte im Netzwerk „Recht auf Stadt“ prägt es dabei bis heute. Sämtliche Erdgeschossflächen sind öffentlich zugänglich, mit mehr oder weniger regelmäßigen Öffnungszeiten. Dort befinden sich Cafés, drei Galerien, kleine Läden, Veranstaltungsflächen, Bars, Fahrradwerkstätten, ein Museum, ein Umsonstladen und Gemeinschaftsräume sowie die Büros der Viertel-Verwaltung.

Neben den öffentlichen Erdgeschossflächen ist mit der Fabrique ein soziokulturelles Zentrum entstanden, das Herz des Gängeviertels. Die je 200 Quadratmeter Flächen der ehemaligen Beschlägefabrik werden von der Initiative komplett soziokulturell bespielt. Neben dem größten Veranstaltungsraum und der größten Galerie des Platzes für jeweils etwa 200 Besucher*innen, beherbergt das Haus den Radiosender FSK, einen Seminarraum für politische Arbeit, einen Tanz- und Bewegungsraum, eine Theater-Probebühne, eine Siebdruck-Werkstatt, die Comune für gemeinsame Kochprojekte und ein Fotostudio. Jede Woche finden Dutzende Veranstaltungen in den Räumen des Viertels statt, von Konzerten über Vorträge, Workshops, Partys und Lesungen ist alles dabei. Hinzu kommen die regelmäßigen Öffnungszeiten der kleinen Läden und Bars.

Die Aktiven des Viertels, die diesen umfangreichen soziokulturellen Betrieb aufrechterhalten, arbeiten fast alle ehrenamtlich aus Liebe zur Sache und versuchen einen offenen kulturellen Frei- und Möglichkeitsraum für alle zu schaffen. Aus dem gleichen Grund und um einen niedrigschwelligen Zugang zu garantieren, verfährt das Viertel in seinem Veranstaltungsbetrieb nach dem Prinzip „Pay what you want“. Daher gibt es auf dem Platz weder feste Preise an den Bars noch einen festen Eintritt für Veranstaltungen. Stattdessen werden die Besucher aufgefordert, nach ihren jeweiligen Möglichkeiten und ihrem eigenen Ermessen zu bezahlen. Aus der ehemaligen Besetzer-Initiative sind inzwischen ein Verein und eine Genossenschaft hervorgegangen, wobei der Verein den soziokulturellen Betrieb des Viertels betreut, während die Genossenschaft sich um Sanierung und Wohnungen kümmert. Das höchste beschlussfassende Organ und die Austauschplattform des Projekts ist die Vollversammlung, die jeden zweiten Mittwoch um 19 Uhr stattfindet. Hier werden alle relevanten Entscheidungen des Platzes basisdemokratisch besprochen und gefällt. Insgesamt sind am Gängeviertel heute rund 400 Aktive in Gremien, Gruppen, Räumen und anderen Strukturen beteiligt. Erfreulicherweise wächst diese Zahl nach wie vor stetig.

Fast genauso lange wie die Besetzung dauern inzwischen die Verhandlungen mit der Stadt Hamburg über die Zukunft des Quartiers an. Es besteht Einigkeit darüber, dass die alten Häuser nach jahrelangem Leerstand saniert werden müssen, Unstimmigkeiten gibt es aber nach wie vor darüber, wie das zukünftige Gängeviertel aussehen soll und wie die Eigentumsverhältnisse gestaltet werden sollen. Wir hoffen, dass es bald zu einer Einigung mit der Stadt kommen wird, die die Entwicklung des Quartiers durch die Gängeviertel Genossenschaft ermöglicht und das Areal auf Dauer der Immobilienspekulation entzieht sowie von wechselnden politischen Konjunkturen unabhängig macht. Wenn euch der Rundgang und unser Projekt gefallen haben, könnt ihr uns gerne dabei unterstützen, diesen einzigartigen Teil Hamburgs zu erhalten, indem ihr Kulturgenosse der Gängeviertel Genossenschaft werdet oder einfach vorbeikommt und mitmacht. Informationen zur Mitarbeit bekommt ihr über: machenschaft@das-gaengeviertel.info

Schön, dass ihr da seid,
Euer Gängeviertel