Die engen Gänge der Alt- und Neustadt, in die oft nicht einmal ein Fuhrwerk passte, waren dunkel, laut und unhygienisch. Fließend Wasser gab es in keiner Wohnung, stattdessen wurde die Wasserversorgung über Fuhrwerke an den größeren Hauptverkehrsstraßen, kleine Brunnen und Wasserträger geregelt. Viele Bewohner, die sich die Preise für frisches Wasser nicht leisten konnten, griffen auf das überall erhältliche Fleetwasser zurück. Diese innerstädtischen Kanäle wurden jedoch auch zur Entsorgung von Abwasser und Fäkalien verwendet und waren dadurch belastet. Generell war die Entsorgung von Abwasser ein großes Problem der Gänge und es wurde oft über einen offenen Rinnstein in der Mitte des schmalen Ganges geleitet, was die Viertel zusammen mit den in den Höfen stehenden Toilettenhäuschen in einen beißenden Gestank hüllte.
Ein weiteres Problem war die hohe Bevölkerungsdichte. Um 1885 lebten in Hamburg mehr als 30 Prozent der Bevölkerung mit vier oder mehr Personen in einem einzigen Raum zusammen, in dem sich oft auch noch die Kochgelegenheit der Wohnung befand. Hinzu kamen in Hamburg sogenannte Schlafgänger – Schichtarbeiter ohne eigene Wohnung, die sich lediglich ein Bett mieteten, während die Hauptbewohner bei der Arbeit waren. Die Nutzung der restlichen Wohnung war ihnen untersagt. Obwohl fast jede verfügbare Fläche überbaut und jeder Quadratmeter Wohnfläche untervermietet wurde, verschärfte sich die Situation in den Gängevierteln von 1860 bis 1900 weiter, da die Bevölkerungszahl sich auf 770.000 Menschen verdreifachte.
Die schlimmen hygienischen Zustände und die Enge der Viertel forderten ihren Tribut bei der Gesundheit der Bewohner: Bei Kindern waren Scharlach, Diphterie, Keuchhusten und Masern verbreitet und bei Erwachsenen war Tuberkulose noch in den 1880er-Jahren die häufigste tödliche Krankheit. Unzählige Ratten brachten Läuse, Flöhe und Milben mit sich, während in den Schlafkammern Wanzen und Kakerlaken weit verbreitet waren. Die einschneidendste Folge dieser Zustände stellte die Cholera– Epidemie von 1892 dar. Im Spätsommer erkrankten 17.000 Hamburger an der Krankheit, 8.605 starben. Der Epidemiologe Robert Koch wurde vom Kaiser nach Hamburg entsandt, um die Seuche, die sich über das Wassersystem verbreitete, zu bekämpfen. Neben den schlechten Lebensbedingungen in den Gängevierteln lag die Schuld an den katastrophalen Folgen der Epidemie auch bei den politisch Verantwortlichen, die an den notwendigen Filtertechniken und Modernisierungen gespart hatten. So gab es am Schulterblatt, das auf der einen Seite ans Hamburger und an der anderen an das gefilterte Altonaer Wasser angeschlossen war, nur auf der Hamburger Seite Todesfälle.
Auch im heutigen Gängeviertel gehörten Enge und Hygiene zu den Problemen des alltäglichen Lebens. Viele Menschen lebten hier dicht an dicht zwischen verschiedenen Gewerbebetrieben, wie der Fabrik, in der Metallbeschläge hergestellt wurden, der Tischlerei und dem Schlachthof, der auf der heutigen Brache stand.