entstehung

Bereits im 16. Jahrhundert war Hamburg mit etwa 30.000 Einwohnern eine der größten Städte Mitteleuropas. Die von 1616 bis 1628 neu angelegten Stadtbefestigungen umschlossen den heutigen Bereich der Alt- und Neustadt und können noch heute anhand der Wallanlagen und durch Straßennamen wie Holstenwall, Gorch-Fock-Wall, Millerntorplatz oder Dammtorstraße nachvollzogen werden.

Der Schutz, den die Befestigungsanlagen boten, führte zu einem permanenten Zustrom von Menschen, die vor Kriegswirren und Revolutionen flohen und ihr Leben und ihr Hab und Gut in der Hansestadt in Sicherheit zu bringen suchten. Im Zuge des Dreißigjährigen Kriegs wuchs so die Bevölkerung bis 1700 auf 70.000 Menschen an, bis zur Französischen Revolution auf 100.000. Vormalige Gärten und Hinterhöfe wurden mit Mietwohnungen überbaut, um die Neubewohner aufnehmen zu können.

Obwohl das Wirtschafts- und Bevölkerungswachstum Hamburgs durch die Besetzung napoleonischer Truppen 1806 einen Dämpfer erhielt, stieg die Bevölkerungszahl bis Mitte des 19. Jahrhunderts auf 200.000 Menschen an, von denen die meisten sich in den engen, labyrinthartigen Vierteln der Alt- und Neustadt ansiedelten. Die ungeordnet in die Hinterhöfe gebauten einstöckigen Buden wurden immer weiter aufgestockt, um den Ansturm zu meistern. Dabei entstanden die charakteristischen Gänge, die den Vierteln ihren Namen gaben. Gängeviertel gab es übrigens nicht nur in Hamburg, sondern z.B. auch in der Hansestadt Lübeck oder in Kiel.

Ein wichtiger Faktor für die Entstehung und enorme Ausbreitung der Hamburger Gängeviertel war – neben der Nähe zu den Arbeitsplätzen im Hamburger Hafen – die Torsperre. Die nächtliche Schließung der Stadttore, die erst seit Beginn des 19. Jahrhunderts gegen eine Gebühr umgangen werden konnte und in der Hansestadt bis 1860 in Kraft blieb, spielte zwar eine bedeutende Rolle bei der Generierung städtischer Einnahmen, führte aber auch dazu, dass sich immer mehr Menschen innerhalb der engen Stadtmauern, und damit in den ohnehin schon überfüllten Gängevierteln ansiedelten. Ihre Aufhebung und die Abschaffung des Zunftsystems 1864 führten erst zur Entwicklung Hamburgs zu einer modernen Großstadt. Zum Zeitpunkt ihrer größten Ausdehnung gab es in Hamburg drei Gängeviertel: das der Altstadt, wo sich heute die Haupteinkaufsstraßen Spitaler- und Mönckebergstraße befinden, das der südlichen Neustadt, wo heute die Speicherstadt und das Portugiesenviertel stehen, und das der nördlichen Neustadt, das sich vom Valentinskamp bis hinunter zum Michel erstreckte.